Spinalkanalstenose (LWS) - mobil bleiben statt schonen
Evidenzbasierte Physiotherapie bei Ihnen zu Hause in Düsseldorf, Köln und Umgebung.
Auf einen Blick
Was ist eine lumbale Spinalkanalstenose?
Altersbedingte Einengung des Wirbelkanals in der LWS. Kann asymptomatisch sein; Beschwerden entstehen typischerweise durch neurogene Claudicatio (Nerven-/Durchblutungsenge unter Belastung). Bildgebung ≠ Symptome – entscheidend ist die Korrelation aus Klinik und Befund.
Typische Symptome
Belastungsabhängige Beinsymptome (Ziehen/Brennen/Schwere, Kribbeln/Schwäche) beim Gehen/Stehen, Besserung in leichter Vorneigung oder im Sitzen („Einkaufswagen-Zeichen“). Gehstrecke verkürzt; Rückenschmerz möglich. Verlauf variabel (ein-/beidseitig, tagesformabhängig). Red Flags: rasch progrediente Lähmung oder Blasen-/Mastdarmstörung → ärztlich abklären.
Prognose
Mit strukturiertem Training (Geh-Intervalle, Kraft/Balance, Flexions-/Mobilitätsarbeit, Belastungssteuerung) sind Gehstrecken-Zuwächse in 6–12 Wochen häufig; viele kommen ohne OP aus. OP (Dekompression) kann bei anhaltender hoher Einschränkung trotz adäquater Therapie oder bei neurologischen Ausfällen erwogen werden.
Was kann ich noch heute tun?
Intervall-Gehen (gehen – kurze Pause – weiter); vorgeneigte Entlastung nutzen (z.B. am Wagen/Lenker, Radfahren als Alternative). Kurze Bewegungsblöcke über den Tag (sanfte Flexion/Rotation, Hüft-/Rumpfaktivierung). Belastung dosieren und Reaktion 24–48h beobachten; Progression ~10–20%/Woche. Bildgebung nur bei Red Flags oder OP-Planung; Medikamentenwahl ärztlich abstimmen.
Was ist eine Spinalkanalstenose?
Eine Einengung des lumbalen Spinalkanals kann Nervenwurzeln mechanisch/biochemisch reizen. Typisch ist die neurogene Claudicatio mit Belastungsintoleranz beim Gehen/Stehen und Besserung in Flexion (Sitzen/Vorneigen). Häufigste Ursachen sind degenerative Veränderungen von Bandscheiben, Facettengelenken und Ligamentum flavum; seltener Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) oder angeborene Enge.
Typische Symptome
Belastungsabhängige Schmerzen/Missempfindungen in Gesäß/Beinen, Schweregefühl/Schwäche.
Verschlechterung bei Gehen/Stehen, Besserung in Sitzen/Vorneigung (z.B. Fahrrad, Einkaufswagen schieben).
Rückenschmerzen können auftreten, stehen aber oft nicht im Vordergrund.
Gehstrecke verkürzt, „Stop-and-Go“ mit kurzen Pausen; bergauf/Treppen oft leichter als bergab.
Verlauf variabel: ein- oder beidseitig, tagesformabhängig
Red Flags: neu auftretende anhaltende Lähmungen, Taubheit im Sattelbereich, Blase-/Stuhlstörung → ärztlich abklären.
Degeneration: Bandscheibenhöhenminderung, Facettengelenksarthrose, Ligamentum-flavum-Hypertrophie, Osteophyten → zentrale/foraminale Enge.
Wirbelgleiten (Spondylolisthesis), degenerative Skoliose; selten angeboren enger Kanal oder zystische/raumfordernde Läsionen.
Symptom-Modifizierer: Deconditioning/Inaktivität, Adipositas, langes Gehen/Stehen in Reklination, ungünstige Belastungsgewohnheiten; Diabetes/Rauchen als allgemeine Heilungsrisiken (indirekt).
Ursachen und Risikofaktoren
Klinik zuerst: typische Anamnese (Belastungs-Beinbeschwerden, Besserung in Flexion/Sitzen – „Einkaufswagen-Zeichen“), Gehstrecken-/Stufentest (bergauf oft besser als bergab), neurologischer Status(Kraft/Reflexe/Sensibilität).
Abgrenzung Gefäß-Claudicatio: keine Besserung in Flexion, belastungsunabhängige Wadenschmerzen, Puls/ABI auffällig → ggf. Gefäßdiagnostik.
Bildgebung: MRT zur Bestätigung und präoperativen Planung oder bei Red Flags; bei typischer Klinik initial nicht zwingend. Röntgen (ggf. Funktionsaufnahmen) bei Verdacht auf Wirbelgleiten/Instabilität; CT nur bei MRT-Kontraindikation.
Wichtig: Das Ausmaß der Stenose korreliert nicht zwingend mit Beschwerden; Verlauf/Funktionslimit sind entscheidend.
Differenzialdiagnosen: Hüftarthrose/GTPS, radikulärer Schmerz anderer Genese (Bandscheibe), periphere Neuropathien, Gefäßerkrankungen.
Red Flags: akute Blasen-/Darmstörung, progrediente Lähmung, Fieber/Infektzeichen, ungewollter Gewichtsverlust/Tumor → sofort ärztlich abklären.
Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)
Therapie – evidenzbasiert
Ziele: Symptome senken, Gehstrecke und Funktion erweitern, sichere Aktivitäten ermöglichen; Selbstmanagement stärken.
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Flexions-Entlastung verstehen und gezielt nutzen: leicht vorgebeugt gehen/stehen (z.B. am Lenker/Stock/“Einkaufswagen-Zeichen”).
Intervall-Gehen: Gehen → kurze Pause/Entlastung → weiter; Gehstrecke schrittweise verlängern.
Belastungssteuerung: kurze, häufige Aktivitätsblöcke; 24–48h-Regel für Reaktionen.
Alltag anpassen: ergonomische Greif-/Hebetechniken, Transfers und Treppen in kleinen Dosen üben.
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Sanfte Flexions-/Rotationsübungen der LWS (toleranzbasiert), Beckenkippung, „Knie-zum-Brustkorb“.
Segmentale Mobilisation/Weichteiltechniken nur kurz zur Symptomerleichterung – danach aktive Übung.
Frühes Ergometer/Crosstrainer (oft gut toleriert, flexionsnah).
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Gluteal-, Beinachsen- und Hüftstreckkraft: Sit-to-Stand, Step-ups, Hip-Hinge/Deadlift-Muster (technikgeführt).
Rumpf-Endurance in flexionsfreundlichen Winkeln (isometrisch-dynamisch, kein „Durchstrecken“ provozieren).
Balance/Gangqualität: Schrittlänge, Stockeinsatz bei Bedarf; 2–3x/Woche strukturiert, Progression 10–20%/Woche bei Reaktionen ≤24–48h.
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Epidural-Steroidinjektionen: mögliche kurzfristige Linderung, keine verlässliche Langzeitwirkung → nicht routinemäßig.
OP (Dekompression): erwägen bei anhaltend hoher Einschränkung trotz adäquater Therapie und/oder progredienten neurologischen Ausfällen; Fusion nur bei Instabilität/Spondylolisthesis.
Analgetika zeitlich begrenzt/ärztlich, Ziel: Übungsfähigkeit – nicht komplette Schmerzfreiheit.
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Vorneigung/Sitzen für Symptomkontrolle; kurze Bewegungsblöcke über den Tag.
Wärme nach Vorliebe; Taping/Bandage optional.
Manuelle Techniken kurz zur Neuromodulation, immer mit aktiver Übung koppeln.
Selbsthilfe:
Heute und diese Woche
Heute:
Intervall-Gehen: gehen → kurze Pause/Entlastung → weiter. Flexionsfreundlich bewegen: leicht vorgeneigt gehen/stehen (Lenker/Einkaufswagen nutzen); langes Stehen meiden. Mehrere kurze Bewegungsblöcke über den Tag statt seltener langer Einheiten.
Diese Woche:
Kraft und Kontrolle starten: Glutealmuskeln, Hüftstrecker, Beinachse, Rumpf – so dosieren, dass Reaktionen spätestens nach 24–48h abklingen. Belastung steuern: Reaktionen 24–48h beobachten; bei Zunahme Dosis/Tempo reduzieren, sonst langsam steigern. Hilfen nach Bedarf: Stock/Walking-Stöcke/Rollator vorübergehend.
mögliche Komplikationen
Deconditioning/Funktionsverlust durch Schonung.
Sturzrisiko bei ausgeprägter Beinschwäche/Unsicherheit.
Neurologische Verschlechterung (selten) → rasch ärztlich klären.
Meist gestellte Fragen
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Nicht zwingend. Bei typischer Klinik reichen Anamnese und Untersuchung; MRT vor allem bei unklarem Verlauf, vor OP-Planung oder bei Red Flags.
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Epidural-Kortison kann kurzfristig Schmerzen und Gehstrecke verbessern; Langzeiteffekte sind unsicher. Einsatz ärztlich abwägen und mit Aktiv-Therapie kombinieren.
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Ja. Aktivität ist zentral: Intervall-Gehen und flexionsfreundliche Aktivitäten sind meist gut verträglich; Dosis an Symptome anpassen.
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Bei persistierend starker Einschränkung trotz strukturierter Therapie und/oder progredienten neurologischen Ausfällen. Entscheidung gemeinsam mit der/dem Behandler*in.
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Oft ja – die leicht gebeugte Haltung wird häufig gut toleriert und ermöglicht Ausdauer ohne Symptomprovokation.
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Häufig verbessert sich die Gehstrecke innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten; der Verlauf ist individuell – Konstanz und Dosissteuerung sind entscheidend.
Kontakt
Dimitrios Rallis – Physiotherapeut
Düsseldorf, Ruhrgebiet, Köln und Umgebung
info@physio-dr.de
(+49) 152 036 386 23
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Literatur
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Kreiner DS, Shaffer WO, Baisden JL, Gilbert TJ, Summers JT, Toton JF, et al; North American Spine Society. An evidence-based clinical guideline for the diagnosis and treatment of degenerative lumbar spinal stenosis (update). Spine J. 2013 Jul;13(7):734-43. doi: 10.1016/j.spinee.2012.11.059. PMID: 23830297.
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North American Spine Society. Clinical Guidelines. 2022. Available from: https://www.spine.org/Research/Clinical-Guidelines
Letzte Aktualisierung: August 2025
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