Rotatoren-manschetten-ruptur – Funktion vor Befund

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Auf einen Blick

Was ist eine “RMR”?

Teil- oder vollständiger Riss einer/mehrerer Sehnen der Rotatorenmanschette (meist Supraspinatus). Risse können traumatisch (z.B. Sturz) oder degenerativ entstehen – Bildbefunde allein erklären Schmerzen nicht immer.

Typische Symptome

Schmerz beim Abspreizen/Überkopf, nächtlicher Schulterschmerz (Seitenlage), Kraftverlust v.a. bei Abduktion/Außenrotation, teils Bewegungseinschränkung.

Prognose

Bei degenerativen, kleineren Rissen erzielt strukturierte Physiotherapie häufig gute Ergebnisse. Frische traumatische Vollrisse (v.a. Jüngere/hohe Ansprüche) profitieren teils von zeitnaher Rekonstruktion. Ziel: Belastbarkeit und Funktion – Verläufe sind individuell.

Was kann ich noch heute tun?

Schmerzarm bewegen (Pendel/assistiv), Belastung dosieren (24–48h-Regel), Schulterblatt-Kontrolle; Lasten körpernahtragen; früh Befund und Trainingsstart planen. Bei Verdacht ärztlich abklären.

Ein Physiotherapeut hält die Hand einer Frau, die sich während einer Trainingseinheit im Fitnessstudio verletzt hat, und unterstützt sie bei der Übung.

Was ist eine Rotatorenmanschettenruptur?

Die Rotatorenmanschette steuert Kraft und Führung der Schulter.

Ein Riss (Teil- oder Vollriss) entsteht traumatisch oder alters-/belastungsbedingt. Mit dem Alter sind auch asymptomatische Risse häufig – daher zählt Klinik und Funktion, nicht allein das MRT.

Meist reicht strukturierte Physiotherapie (Kraft/Kontrolle). OP vor allem bei frischem traumatischem Vollriss oder ausbleibender Besserung trotz konsequenter Therapie.

Typische Symptome

  • Schmerz beim Abspreizen/Überkopf‐Bewegen, oft auch nächtlicher Schulterschmerz (Seitenlage).

  • Funktionsverlust/Kraftminderung v.a. in Abduktion und Außenrotation; rasche Ermüdung.

  • Bewegungsendgradschmerz, gelegentlich schmerzhafter „Bogen“; kapsuläre Steifigkeit möglich.

  • Bei akuter Ruptur: plötzliches Ereignis + deutlicher Kraft-/Funktionsverlust (Abduktion/AR).

  • Degenerative Sehnenveränderungen und kumulative Überlastung über Jahre (häufigster Hintergrund).

  • Akuter Auslöser: Sturz/Zugbelastung, v.a. bei vorbestehender Degeneration.

  • Begünstigend: höheres Alter, männlich, Rauchen, metabolische Faktoren (z.B. Diabetes/Hyperlipidämie), systemische Steroide.

  • Beitragende Faktoren: Defizite von Rotatorenmanschette/Schulterblatt‐Stabilisatoren, viel Überkopfaktivität – als Verstärker, nicht alleinige Ursache.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Klinik zuerst: Verlauf, nächtlicher Schmerz, Funktionsprüfung (Abduktion/AR-Kraft), schmerzhafte Provokationstests (z. B. Jobe/Empty-Can, ER-Lag/Hornblower), Scapula-Kontrolle.

  • Bildgebung gezielt: Ultraschall oder MRT zur Bestätigung, Größen-/Retraktionsbeurteilung und OP-Planung; Röntgen bei knöchernen Begleitbefunden.

  • Red Flags/akut: plötzlicher Kraftverlust nach Trauma bei Älteren → zeitnahe ärztliche Abklärung.

  • Differenzialdiagnosen: kalkhaltige Tendinopathie, Bizeps-Pathologie (LHB), AC-Gelenk-Arthrose, zervikale Radikulopathie, Frozen-Shoulder.

Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)

Therapie – evidenzbasiert

Ziele: Schmerzen senken, Funktion/Kraft wieder aufbauen, sichere Rückkehr in Alltag/Arbeit/Sport, Selbstmanagement stärken.

    • „Schmerz ≠ Schaden“: dosierte Aktivität ist zentral; Belastung mit 24–48h-Reaktionsregel steuern.

    • Alltag planen: Lasten körpernah, Positionen variieren, kurze Bewegungsblöcke statt Schonhaltung.

    • Realistische Erwartungen: viele degenerative Risse bessern sich unter strukturierter Therapie.

    • Früh schmerzarm bewegen (Pendel, assistive Elevation/Abduktion, Außenrotation in tolerierten Winkeln).

    • Schulter-Kontrolle (Auf-/Abwärtsrotation, Retraktion), thorakale/Weichteil-Mobilität bei Bedarf.

    • Manuelle Techniken/Tape: kurzzeitig zur Erleichterung – Nachhaltigkeit durch Üben.

    • Start mit isometrischen Halteübungen in „guten“ Winkeln als Schmerzpuffer.

    • Aufbau zu gezielter Rotatoren- (Supraspinatus/Infra/ER) und Deltoid-Kräftigung; funktionelle Übungen (Greifen, Heben/Tragen, Überkopf-Varianten) stufenweise integrieren.

    • Progression kleinschrittig (Wdh/Tempo/Last), Qualität vor Quantität; Rückschritte einkalkulieren.

    • Indikation vor allem bei: akutem traumatischem Vollriss mit deutlichem Funktionsverlust, anhaltender hochgradiger Einschränkung trotz adäquater konservativer Therapie, großen/retrahierten Rissen bei passenden Zielen.

    • Arthroskopische Naht vs. konservativ: Ergebnis hängt wesentlich von Reha-Adhärenz, Rissgröße/Gewebequalität und Zielen ab; reine subakromiale Dekompression ohne Riss zeigt keinen gesicherten Zusatznutzen.

    • Aktivitätsdosis anpassen, Arm unterstützt lagern; Wärme/Kälte nach Vorliebe.

    • Kurze, schmerzangepasste Übungsblöcke; Medikamente nur ärztlich und zeitlich begrenzt.

Selbsthilfe:
Heute und diese Woche

Heute:

  • Schmerzarm bewegen (Pendel, Tisch-/Stock-Assist), Arm unterstützt lagern; Wärme/Kälte nach Vorliebe.

  • Belastung dosieren (24–48h-Regel): Wenn Beschwerden am Folgetag deutlich ↑ → Dosis/Technik reduzieren.

  • Kurze Bewegungsblöcke über den Tag; Überkopf/weit hinter den Rücken vorerst sparsam.

Diese Woche:

  • Eine regelmäßige Übungsroutine starten: schonende ROM, Schulterblatt-Kontrolle, isometrische Rotatoren/Deltoid in gut tolerierten Winkeln.

  • Alltagslasten körpernah tragen; Technik bei Heben/Tragen/Überkopf anpassen.

  • Schlaf/Erholung optimieren; bei anhaltendem Nachlauf Schmerz → Dosis anpassen und ggf. Anleitungstermin vereinbaren.

  • Schultersteife durch Über-/Unterdosierung von Bewegung und Last

  • Persistierende Schmerzen/Schwäche trotz Programm → Dosis/Technik prüfen; ggf. ärztlich abklären.

  • Nach OP: Re-Ruptur/Heilungsversagen bei zu früher/zu hoher Last, postoperative Steifigkeit; Infektion/Wundheilungsstörung (ärztlich).

  • Nebenwirkungen von Injektionen/Medikamenten (ärztlich besprechen).

mögliche Komplikationen

Meist gestellte Fragen

  • Nicht zwingend. Entscheidend sind Beschwerden & Funktion. Bildgebung bei unklarem Verlauf, geplanter OP oder ausbleibender Besserung trotz strukturierter Therapie.

  • Ja, schmerzadaptiert. Kurzzeitiger, milder Belastungsschmerz ist okay; nimmt er bis zum Folgetag deutlich zu, Dosis/Technik anpassen.

  • Oft erste Fortschritte in 6–12 Wochen, stabilere Alltagstätigkeit in 3–6 Monaten – abhängig von Rissgröße, Ausgangsniveau und Übungskonstanz.

  • Spürbare Fortschritte in Wochen, stabile Verbesserungen oft über Monate – Konstanz schlägt Intensität.

  • Können kurzfristig erleichtern, ersetzen aber kein Training. Nutzen/Risiken bitte mit der/dem Ärzt:in abwägen.

  • Eher bei akutem traumatischen Vollriss mit deutlichem Kraftverlust oder bei anhaltend hoher Einschränkung trotzkonsequenter Therapie. Entscheidung interdisziplinär.

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Dimitrios Rallis – Physiotherapeut

Düsseldorf, Ruhrgebiet, Köln und Umgebung

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Literatur

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    Letzte Aktualisierung: August 2025

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