Rotatoren-manschetten-ruptur – Funktion vor Befund
Evidenzbasierte Physiotherapie bei Ihnen zu Hause in Düsseldorf, Köln und Umgebung.
Auf einen Blick
Was ist eine “RMR”?
Teil- oder vollständiger Riss einer/mehrerer Sehnen der Rotatorenmanschette (meist Supraspinatus). Risse können traumatisch (z.B. Sturz) oder degenerativ entstehen – Bildbefunde allein erklären Schmerzen nicht immer.
Typische Symptome
Schmerz beim Abspreizen/Überkopf, nächtlicher Schulterschmerz (Seitenlage), Kraftverlust v.a. bei Abduktion/Außenrotation, teils Bewegungseinschränkung.
Prognose
Bei degenerativen, kleineren Rissen erzielt strukturierte Physiotherapie häufig gute Ergebnisse. Frische traumatische Vollrisse (v.a. Jüngere/hohe Ansprüche) profitieren teils von zeitnaher Rekonstruktion. Ziel: Belastbarkeit und Funktion – Verläufe sind individuell.
Was kann ich noch heute tun?
Schmerzarm bewegen (Pendel/assistiv), Belastung dosieren (24–48h-Regel), Schulterblatt-Kontrolle; Lasten körpernahtragen; früh Befund und Trainingsstart planen. Bei Verdacht ärztlich abklären.
Was ist eine Rotatorenmanschettenruptur?
Die Rotatorenmanschette steuert Kraft und Führung der Schulter.
Ein Riss (Teil- oder Vollriss) entsteht traumatisch oder alters-/belastungsbedingt. Mit dem Alter sind auch asymptomatische Risse häufig – daher zählt Klinik und Funktion, nicht allein das MRT.
Meist reicht strukturierte Physiotherapie (Kraft/Kontrolle). OP vor allem bei frischem traumatischem Vollriss oder ausbleibender Besserung trotz konsequenter Therapie.
Typische Symptome
Schmerz beim Abspreizen/Überkopf‐Bewegen, oft auch nächtlicher Schulterschmerz (Seitenlage).
Funktionsverlust/Kraftminderung v.a. in Abduktion und Außenrotation; rasche Ermüdung.
Bewegungsendgradschmerz, gelegentlich schmerzhafter „Bogen“; kapsuläre Steifigkeit möglich.
Bei akuter Ruptur: plötzliches Ereignis + deutlicher Kraft-/Funktionsverlust (Abduktion/AR).
Degenerative Sehnenveränderungen und kumulative Überlastung über Jahre (häufigster Hintergrund).
Akuter Auslöser: Sturz/Zugbelastung, v.a. bei vorbestehender Degeneration.
Begünstigend: höheres Alter, männlich, Rauchen, metabolische Faktoren (z.B. Diabetes/Hyperlipidämie), systemische Steroide.
Beitragende Faktoren: Defizite von Rotatorenmanschette/Schulterblatt‐Stabilisatoren, viel Überkopfaktivität – als Verstärker, nicht alleinige Ursache.
Ursachen und Risikofaktoren
Klinik zuerst: Verlauf, nächtlicher Schmerz, Funktionsprüfung (Abduktion/AR-Kraft), schmerzhafte Provokationstests (z. B. Jobe/Empty-Can, ER-Lag/Hornblower), Scapula-Kontrolle.
Bildgebung gezielt: Ultraschall oder MRT zur Bestätigung, Größen-/Retraktionsbeurteilung und OP-Planung; Röntgen bei knöchernen Begleitbefunden.
Red Flags/akut: plötzlicher Kraftverlust nach Trauma bei Älteren → zeitnahe ärztliche Abklärung.
Differenzialdiagnosen: kalkhaltige Tendinopathie, Bizeps-Pathologie (LHB), AC-Gelenk-Arthrose, zervikale Radikulopathie, Frozen-Shoulder.
Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)
Therapie – evidenzbasiert
Ziele: Schmerzen senken, Funktion/Kraft wieder aufbauen, sichere Rückkehr in Alltag/Arbeit/Sport, Selbstmanagement stärken.
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„Schmerz ≠ Schaden“: dosierte Aktivität ist zentral; Belastung mit 24–48h-Reaktionsregel steuern.
Alltag planen: Lasten körpernah, Positionen variieren, kurze Bewegungsblöcke statt Schonhaltung.
Realistische Erwartungen: viele degenerative Risse bessern sich unter strukturierter Therapie.
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Früh schmerzarm bewegen (Pendel, assistive Elevation/Abduktion, Außenrotation in tolerierten Winkeln).
Schulter-Kontrolle (Auf-/Abwärtsrotation, Retraktion), thorakale/Weichteil-Mobilität bei Bedarf.
Manuelle Techniken/Tape: kurzzeitig zur Erleichterung – Nachhaltigkeit durch Üben.
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Start mit isometrischen Halteübungen in „guten“ Winkeln als Schmerzpuffer.
Aufbau zu gezielter Rotatoren- (Supraspinatus/Infra/ER) und Deltoid-Kräftigung; funktionelle Übungen (Greifen, Heben/Tragen, Überkopf-Varianten) stufenweise integrieren.
Progression kleinschrittig (Wdh/Tempo/Last), Qualität vor Quantität; Rückschritte einkalkulieren.
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Indikation vor allem bei: akutem traumatischem Vollriss mit deutlichem Funktionsverlust, anhaltender hochgradiger Einschränkung trotz adäquater konservativer Therapie, großen/retrahierten Rissen bei passenden Zielen.
Arthroskopische Naht vs. konservativ: Ergebnis hängt wesentlich von Reha-Adhärenz, Rissgröße/Gewebequalität und Zielen ab; reine subakromiale Dekompression ohne Riss zeigt keinen gesicherten Zusatznutzen.
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Aktivitätsdosis anpassen, Arm unterstützt lagern; Wärme/Kälte nach Vorliebe.
Kurze, schmerzangepasste Übungsblöcke; Medikamente nur ärztlich und zeitlich begrenzt.
Selbsthilfe:
Heute und diese Woche
Heute:
Schmerzarm bewegen (Pendel, Tisch-/Stock-Assist), Arm unterstützt lagern; Wärme/Kälte nach Vorliebe.
Belastung dosieren (24–48h-Regel): Wenn Beschwerden am Folgetag deutlich ↑ → Dosis/Technik reduzieren.
Kurze Bewegungsblöcke über den Tag; Überkopf/weit hinter den Rücken vorerst sparsam.
Diese Woche:
Eine regelmäßige Übungsroutine starten: schonende ROM, Schulterblatt-Kontrolle, isometrische Rotatoren/Deltoid in gut tolerierten Winkeln.
Alltagslasten körpernah tragen; Technik bei Heben/Tragen/Überkopf anpassen.
Schlaf/Erholung optimieren; bei anhaltendem Nachlauf Schmerz → Dosis anpassen und ggf. Anleitungstermin vereinbaren.
Schultersteife durch Über-/Unterdosierung von Bewegung und Last
Persistierende Schmerzen/Schwäche trotz Programm → Dosis/Technik prüfen; ggf. ärztlich abklären.
Nach OP: Re-Ruptur/Heilungsversagen bei zu früher/zu hoher Last, postoperative Steifigkeit; Infektion/Wundheilungsstörung (ärztlich).
Nebenwirkungen von Injektionen/Medikamenten (ärztlich besprechen).
mögliche Komplikationen
Meist gestellte Fragen
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Nicht zwingend. Entscheidend sind Beschwerden & Funktion. Bildgebung bei unklarem Verlauf, geplanter OP oder ausbleibender Besserung trotz strukturierter Therapie.
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Ja, schmerzadaptiert. Kurzzeitiger, milder Belastungsschmerz ist okay; nimmt er bis zum Folgetag deutlich zu, Dosis/Technik anpassen.
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Oft erste Fortschritte in 6–12 Wochen, stabilere Alltagstätigkeit in 3–6 Monaten – abhängig von Rissgröße, Ausgangsniveau und Übungskonstanz.
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Spürbare Fortschritte in Wochen, stabile Verbesserungen oft über Monate – Konstanz schlägt Intensität.
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Können kurzfristig erleichtern, ersetzen aber kein Training. Nutzen/Risiken bitte mit der/dem Ärzt:in abwägen.
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Eher bei akutem traumatischen Vollriss mit deutlichem Kraftverlust oder bei anhaltend hoher Einschränkung trotzkonsequenter Therapie. Entscheidung interdisziplinär.
Kontakt
Dimitrios Rallis – Physiotherapeut
Düsseldorf, Ruhrgebiet, Köln und Umgebung
info@physio-dr.de
(+49) 152 036 386 23
Oder schreiben Sie mir eine Nachricht bei WhatsApp.
Literatur
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Letzte Aktualisierung: August 2025
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