Patellaspitzen-syndrom - Sehne stärken, Sprungkraft zurückholen

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Auf einen Blick

Was ist das Patellaspitzen-syndrom?

Überlastungsbedingte Reizung / Strukturanpassung der Patellasehne – meist an der Patellaspitze. Häufig bei Sportarten mit vielen Sprüngen/Landungen (z. B. Volleyball, Basketball).

Typische Symptome

Lokal druckschmerzhafter Punkt an der Patellaspitze (Kniescheibe), Schmerzen beim Springen/Landen, Treppen oder längerem Sitzen. Zu Beginn nur nach Belastung, später auch während Sport/Alltag.

Prognose

Mit konsequentem, progressivem Belastungsmanagement und Krafttraining bessern sich Beschwerden meist in Wochen bis Monaten. Rückfälle entstehen v. a. bei zu schneller Steigerung oder zu wenig Kraftaufbau.

Was kann ich noch heute tun?

Schmerzauslösende Sprung‑/Landebelastungen reduzieren, Cardio schmerzarm erhalten (z. B. Rad). Isometrische Kniestreck‑Halteübungen (z. B. 4–5× 30–45 s bei ~60° Kniebeuge) als „Schmerzdämpfer“. Frühe Terminierung zur Befundung/Trainingsstart.

Ein älterer Mann wird von einem jungen Trainer bei einer Trainingseinheit im Fitnessstudio unterstützt, dabei macht er einen Kniebeuge mit Unterstützung.

Was ist das Patella-spitzensyndrom?

Die Patellasehne überträgt Kräfte vom Quadrizeps auf das Schienbein. Beim Patellaspitzensyndrom (Jumper`s Knee) führt wiederholte, hohe Zugbelastung zu schmerzhaften Veränderungen an der Sehne – typischerweise an der Patellaspitze (Kniescheibe). Ziel der Therapie ist eine gezielte Steigerung der Sehnenbelastbarkeit durch strukturiertes Training und kluge Laststeuerung.

Typische Symptome

  • Punktueller Druckschmerz an der Patellaspitze.

  • Schmerzen bei Sprung‑/Landebewegungen, Treppen, Kniebeugen im tiefen Bereich, längerem Sitzen („Cinema sign“).

  • Belastungsabhängiges Auf‑ und Abflammen; morgens oft Anlaufschmerz.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Wiederholte hohe Lastspitzen (Sprünge, Sprints, Richtungswechsel), harte Untergründe.

  • Schnelle Steigerungen von Trainingsumfang/-intensität, geringe Erholungszeiten.

  • Technikfaktoren (flache Landeposition, geringe Hüftbeugung → höhere Sehnenzugkräfte).

  • Sportarten mit hoher Prävalenz (z. B. Volleyball/Basketball).

  • Die Diagnose ist primär klinisch: lokaler Druckschmerz an der Patellaspitze, Schmerzprovokation bei Streckung gegen Widerstand, einbeiniger Sprung/Drop‑Jump. Ultraschall/MRT bei unklarer Klinik, zum Ausschluss anderer Ursachen oder zur Beurteilung von Begleitbefunden.

  • Differenzialdiagnosen: Patellofemorales Schmerzsyndrom, Hoffa‑Impingement, OSG‑/Hüft‑/Rückenschmerz mit Ausstrahlung, Patellaluxationsequelae.

Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)

Therapie – evidenzbasiert

Ziele: Schmerzen senken, Belastbarkeit der Sehne erhöhen, Sprung‑/Laufleistung sicher aufbauen; Selbstmanagement stärken.

    • Verstehen statt Schonung: Beschwerden ≠ bleibender Schaden; Belastung anpassen statt komplett pausieren.

    • Belastungssteuerung (24–48h‑Regel): Umfang/Intensität so wählen, dass Symptome bis zum Folgetag nicht deutlich zunehmen.

    • Alltag/Sport planen: schmerzarme Alternativen (Rad, Schwimmen), Sprungvolumen zunächst reduzieren, Technik schulen.

    • Trainingskonstanz: 2-4x/Woche strukturiertes Programm ist wirksamer als seltene „harte“ Einheiten.

    • Schmerzarme ROM in Knie/Hüfte erhalten; tiefe Endrange nur toleranzbasiert.

    • Manuelle Maßnahmen/Taping als kurzfristige Unterstützung – Training bleibt zentral.

    • Isometrien (z. B. Beinstrecker/Wall‑Sit bei ~60°) 4-5x 30–45s als analgetischer Einstieg.

    • Heavy‑Slow‑Resistance (HSR)/exzentrisch: langsame, kontrollierte Kniebeugen/Beinpresse, 3–4 Sätze × 6–8 Wdh.; Qualität/Tempo priorisieren.

    • Plyometrie‑Progression: Sprung‑/Lande‑Drills erst bei guter Symptomkontrolle; Volumen schrittweise erhöhen.

    • Hüft‑/Rumpfkraft & Landetechnik (Abduktoren/Extensoren) zur Reduktion von Sehnenzugspitzen.

    • Kortison‑Injektionen: nicht routinemäßig – kurzfristig hilfreich, aber Rezidiv-/Rupturrisiko ↑; ersetzen kein Training.

    • ESWT (Stoßwelle): Option bei chronischen Verläufen zusätzlich zum Training.

    • PRP/andere Injektionen: Evidenz uneinheitlich; Einzelfallentscheidung nach Aufklärung.

    • Kühlung/Wärme nach Vorliebe, Kompression bei Aktivitäts‑Flare.

    • Patella‑Strap/Bandage situativ zur Symptomsteuerung (kein Muss).

    • Schmerzmittel ärztlich und zeitlich begrenzt – Ziel: Übungsfähigkeit erhöhen.

Selbsthilfe:
Heute und diese Woche

Heute:

4-5x isometrischer Halt bei ~60° Streckung (30-45s), 3x10 schmerzarme Kniebeugen (Tempo betont), Rad 10-20 min locker.

Diese Woche:

2–3 HSR‑Einheiten (Beuge/Beinpresse), 2× Hüft‑/Rumpfkraft, Technik‑Drills (Landung weich, Hüftbeugung).

mögliche Komplikationen

  • Chronifizierung bei unzureichender Laststeuerung/fehlender Progression.

  • Selten Sehnenriss - Risiko ↑ nach Kortison‑Injektion oder ruckartiger Lastspitze.

  • Rückfälle bei schnellem Wiedereinstieg ohne Kraftbasis.

Meist gestellte Fragen

  • Meist reicht Anamnese + Untersuchung. Bildgebung bei unklarem Verlauf, Therapieversagen oder OP-Planung. Befunde korrelieren nur mäßig mit Schmerzen; Ultraschall kann Verlauf dokumentieren, ist aber nicht zwingend.

  • Ja – mit Lastmanagement. Sprung-/Laufvolumen reduzieren, Technik anpassen, Alternativen einbauen. Schmerzmonitor: während der Einheit maximal „moderat“ und am Folgetag wieder deutlich abgeklungen.

  • Progressives Krafttraining: exzentrisch oder Heavy-Slow-Resistance (HSR) für Quadrizeps/Patellarsehne, ergänzt durch isometrische Halten (kurzfristig schmerzlindernd), Waden- und Hüftkraft sowie Landungs-/Kniesteuerung.

  • Häufig 8-12 Wochen bis erste stabile Fortschritte, bei chronischen Verläufen mehrere Monate. Entscheidend sind Regelmäßigkeit und schrittweise Progression; gelegentliche Rückschläge sind normal.

  • Nur selektiv. Kortison wird wegen Rezidiv-/Sehnenrisiko nicht empfohlen. PRP: Evidenz uneinheitlich. Stoßwelle kann bei hartnäckigen Fällen zusätzlich zum strukturierten Training erwogen werden.

  • Erst nach 6–12 Monaten konsequenter, progressiver Übungsbehandlung ohne ausreichenden Erfolg und passender Bildgebung. Meist arthroskopisch/mini-offen wird am unteren Patellapol krankes Sehnengewebe sparsam entfernt (Debridement), ggf. kleine Knochensporne/Verkalkungen geglättet; nur bei Teilriss eine Ankerrefixation. Anschließend frühfunktionelle Reha mit schrittweisem Last- und Sprungaufbau. Ziel: Schmerzen senken, Belastbarkeit steigern – kein „schneller Fix“.

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Dimitrios Rallis – Physiotherapeut

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Literatur

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  5. Lian OB, Engebretsen L, Bahr R. Prevalence of jumper's knee among elite athletes from different sports: a cross-sectional study. Am J Sports Med. 2005 Apr;33(4):561-7. doi: 10.1177/0363546504270454. Epub 2005 Feb 8. PMID: 15722279.

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    Letzte Aktualisierung: August 2025

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