Gluteale Tendinopathie - seitliche Hüftschmerzen

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Auf einen Blick

Was ist eine gluteale Tendinopathie?

Reiz-/Schädigungszustand der Sehnen von Gluteus medius/minimus am Trochanter major. Früher oft als „Bursitis“ bezeichnet – heute weiß man: die Sehnen sind fast immer beteiligt; eine isolierte Bursitis ist selten.

Typische Symptome

Punktueller Druckschmerz außen an der Hüfte; Schmerzen beim Liegen auf der Seite, Treppensteigen, längerem Gehen/Stehen oder Abspreizen; mitunter Ausstrahlung an die Außenseite des Oberschenkels.

Prognose

Mit Aufklärung und gezieltem Training (Belastungssteuerung, Gluteal-Loading) sind die Aussichten sehr gut. Untersuchungen zeigen Vorteile eines strukturierten Übungsprogramms gegenüber Kortison mittel-/langfristig.

Was kann ich noch heute tun?

Seitlichen Druck verringern: Seitlage mit Kissen zwischen den Knien, Bein nicht überkreuzen, längeres Stehen in Adduktion vermeiden. Kurze Bewegungsblöcke, gangtechnische Hinweise (Becken stabil halten), isometrische Abduktionshaltungen zum Einstieg; Dosis mit 24–48h‑Regel steuern.

Trainer zeigt Frau, wie man mit einer Hantel trainiert, im Fitnessraum.

Was ist eine gluteale Tendinopathie?

Häufigste Ursache für seitliche Hüftschmerzen (Greater Trochanteric Pain). Betroffen sind v.a. die Sehnen von Gluteus medius und Gluteus minimus am Trochanter major. Frühere Diagnose „Bursitis trochanterica“ greift zu kurz – die Tendinopathie steht meist im Vordergrund.

Typische Symptome

  • Punktueller Druckschmerz über dem Trochanter (Seitlage oft kaum möglich).

  • Schmerzen beim Treppensteigen, längerem Gehen/Stehen, Abduktionsbelastungen.

  • Ausstrahlung an die äußeren Oberschenkelseite; Schmerzprovokation im Einbeinstand.

  • Wiederholte oder ungewohnte Belastungsspitzen (z.B. Laufumfang, Treppen).

  • Kompressionslast auf die Sehne durch Adduktion (Beine übereinanderschlagen, Seitlage ohne Kissen).

  • Schwäche/Koordinationsdefizite der Hüft-/Beckenmuskulatur, Bewegungsmuster (Beckeneinsinken).

  • Hormonelle Einflüsse (häufiger bei postmenopausalen Frauen), Übergewicht; seltener Beinlängendifferenzen/Achsabweichungen.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Klinische Diagnose aus Anamnese, lokalem Druckschmerz, Belastungsprovokation und Funktionstests. Einzeltests sind begrenzt zuverlässig – entscheidend ist das Gesamtbild. Bildgebung (US/MRT) nur bei unklarem Verlauf oder fehlender Besserung zur DD-Abklärung.

  • Provokationstests: 30‑Sek‑Einbeinstand, Resisted External Derotation Test (in Rückenlage), Seitlage-Abduktion.

  • Differenzialdiagnosen: Hüftarthrose, LWS-Beschwerden, Glutealsehnenriss, Iliotibiales Band, trochanterische Bursitis (selten isoliert).

  • Red Flags: akutes Trauma mit Funktionsverlust, Fieber, deutlicher Ruheschmerz → ärztlich abklären.

Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)

Therapie – evidenzbasiert

Ziele: Schmerzen senken, Sehnenbelastbarkeit und Hüftfunktion aufbauen, sichere Rückkehr in Alltag/Arbeit/Sport; Selbstmanagement stärken.

    • Verstehen statt Schonung: Schmerzen ≠ Schaden; Sehne braucht dosierte Last.

    • Seitlichen Druck verringern: Seitlage mit Kissen zwischen den Knien, Bein nicht überkreuzen; Adduktionshaltungen begrenzen; im Stehen keine Beckenabsenkung zur schmerzhaften Seite.

    • Gang-/Alltagstipps: Schrittbreite leicht vergrößern, Becken stabil halten, längeres einbeinbetontes Stehen vermeiden.

    • Belastungssteuerung: 24–48h‑Reaktionsregel (halten Beschwerden > Folgetag an → Dosis reduzieren).

    • Trainingskonstanz: lieber 2-4x/Woche moderat, dafür regelmäßig.

    • Sanfte Bewegungen in schmerzarmen Winkeln; Dehnungen in Adduktion anfangs meiden, später vorsichtig dosieren.

    • Becken-/Rumpfkoordination (lumbopelvine Kontrolle), Technik bei Alltagsbewegungen (Heben/Tragen/Gehen).

    • Ziel: Bewegungsökonomie verbessern, Kompressionsreize reduzieren.

    • Isometrische Abduktion (z.B. gegen Wand/Miniband) als Analgesie & Einstieg.

    • Progression: Lateralschritte mit Band, Hip Hitches, Step‑ups/Step‑downs, Glute Bridge (beid-/einbeinig), Abduktion in Seitlage (neutraler Beckenzug), kontrollierte Hip Hinge‑Varianten.

    • Später: Heavy‑Slow‑Resistance bzw. exzentrisch‑konzentrische Programme – nach Toleranz und Zielaktivität.

    • Progression planen: kleine Steigerungen (Wdh./Tempo/Widerstand), Reaktion beobachten, Rückschritte einpreisen.

    • Injektionen: Kortison lindert v.a. kurzfristig; PRP zeigte in einzelnen Studien längerfristige Vorteile ggü. Kortison – Gesamtevidenz uneinheitlich; Entscheidung individuell und kein Ersatz für Training.

    • Stoßwellentherapie (ESWT): kann bei chronischen Verläufen ergänzend hilfreich sein.

    • Medikamentöse Schmerzmanagement (ärztlich) zur Erhöhung der Übungsfähigkeit möglich.

    • Operation (selten) bei persistierenden Beschwerden/Sehnenriss trotz 6–12 Monaten gezielter konservativer Therapie.

    • Wärme/Kälte nach Vorliebe; kurze Bewegungsblöcke statt langem Sitzen/Stehen.

    • Schlaf: Seitlage mit Kissen zwischen den Knien; tagsüber Beine nicht übereinanderschlagen.

    • Manuelle Techniken/Taping: kurzfristige Linderung – Effekt durch Training erhöhen.

Selbsthilfe:
Heute und diese Woche

Heute:

3-5 kurze Aktivitätsblöcke; 3x30-45s isometrische Abduktion (gegen Wand/Band); 2x10 Glute Bridge; auf Beckenstabilität beim Gehen achten.

Diese Woche:

2-3 Sessions (Kraft/Technik), z.B. Lateralschritte, Hip Hitches, Step‑ups; Belastung 10-20%/Woche steigern, wenn Reaktion ≤24-48h.

mögliche Komplikationen

  • Persistierende Schmerzen bei fehlender Laststeuerung/Compliance.

  • Progression zu partiellen Sehnenläsionen; Begleitbursitis.

  • Nebenwirkungen/Komplikationen bei Injektionen/ESWT (ärztlich abwägen).

Meist gestellte Fragen

  • Nicht unbedingt. In vielen Fällen reicht die klinische Untersuchung durch den Arzt oder Therapeuten, um die Diagnose zu stellen. Bildgebung wird nur eingesetzt, wenn Unsicherheiten bestehen oder andere Ursachen ausgeschlossen werden sollen.

  • Ja – angepasstes Training ist sogar ein zentraler Teil der Behandlung. Wichtig ist, Belastungen zu wählen, die keine starken Schmerzen auslösen, und Übungen unter Anleitung langsam zu steigern. Wenn sie unsicher sind, sprechen sie mit ihrem Arzt.

  • Gezielte Kräftigung der Hüft- und Gesäßmuskulatur gilt als wirksamste Maßnahme. Besonders hilfreich sind kontrollierte Übungen für Abduktoren und Rumpfstabilität, individuell angepasst an das Belastungsniveau.

  • Eine Verbesserung der Symptome verläuft schrittweise und benötigt meist mehrere Monate. Erste Verbesserungen sind oft nach 6-12 Wochen spürbar, für eine stabile Belastbarkeit im Alltag und Sport sollte man mit 3-6 Monaten rechnen.

  • Beide Verfahren können in bestimmten Fällen unterstützend eingesetzt werden, ersetzen aber kein gezieltes Training. Kortison-Injektionen lindern zwar kurzfristig Schmerzen, können die Sehne jedoch schwächen und sollten daher nur selten angewendet werden. Auch die Wirksamkeit der Stoßwellentherapie ist individuell unterschiedlich. Ob und wann solche Maßnahmen sinnvoll sind, sollte immer gemeinsam mit dem behandelnden Arzt entschieden und geplant werden.

  • Eine Operation ist nur in seltenen Fällen notwendig, wenn konservative Therapien über längere Zeit keine ausreichende Wirkung zeigen. Der Eingriff wird individuell mit dem behandelnden Arzt besprochen.

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Dimitrios Rallis – Physiotherapeut

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Literatur

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  6. Kinsella R, Semciw AI, Hawke LJ, Stoney J, Choong PFM, Dowsey MM. Diagnostic Accuracy of Clinical Tests for Assessing Greater Trochanteric Pain Syndrome: A Systematic Review With Meta-analysis. J Orthop Sports Phys Ther. 2024 Jan;54(1):26-49. doi: 10.2519/jospt.2023.11890. PMID: 37561820.

  7. Fitzpatrick J, Bulsara MK, O'Donnell J, Zheng MH. Leucocyte-Rich Platelet-Rich Plasma Treatment of Gluteus Medius and Minimus Tendinopathy: A Double-Blind Randomized Controlled Trial With 2-Year Follow-up. Am J Sports Med. 2019 Apr;47(5):1130-1137. doi: 10.1177/0363546519826969. Epub 2019 Mar 6. PMID: 30840831.

    Letzte Aktualisierung: August 2025

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