Achillessehnen-ruptur – sicher zurück zu Geh-, Lauf- und Sprungbelastung

Evidenzbasierte Physiotherapie bei Ihnen zu Hause in Düsseldorf, Köln und Umgebung.

Jetzt Hausbesuch anfragen
WhatsApp-Nachricht schreiben

Auf einen Blick

Was ist eine Achillessehnenruptur?

Ein kompletter oder teilweiser Riss der Achillessehne (Verbindung Wadenmuskulatur–Fersenbein). Operativ und konservativ erzielen bei moderner frühfunktioneller Nachbehandlung in vielen Fällen ähnliche Ergebnisse.

Typische Symptome

Plötzlicher Schmerz/„Peitschenhieb“ in Ferse/Wade, hör‑/fühlbares Knacken, Schwäche der Plantarflexion, Gangunsicherheit, Schwellung/Bluterguss; oft positiver Thompson‑Test.

Prognose

Mit strukturiertem Aufbau erreichen viele Betroffene innerhalb von 6–12 Monaten wieder hohe Alltags‑/Sportfunktion. Operation kann teils früheres Kraftniveau in Teilbereichen ermöglichen, birgt aber höhere Wund‑/Nerven‑Komplikationsrisiken.

Was kann ich noch heute tun?

Ruhigstellen gem. ärztlicher Vorgabe (Orthese/Spitzfuß), Hochlagern/Kompression gegen Schwellung, frühe schmerzadaptierte Zehen‑Boden‑Belastung in Orthese wenn freigegeben, früher Termin zur Befundung & Übungsstart (isometrische Wadenaktivierung, Gang‑Schulung).

Ein junger Mann hilft einem älteren Mann bei einer Übung im Fitnessstudio, indem er ihn beim Ausfallschritt unterstützt.

Was ist eine Achillessehnenruptur?

Riss der Achillessehne nach plötzlicher Beschleunigungs‑/Abstoßbewegung oder auf dem Boden vorbestehender Degeneration. Beide Behandlungswege - operativ oder konservativ - können bei frühfunktioneller Nachbehandlung zu vergleichbaren Ergebnissen führen. Die Wahl erfolgt individuell nach Befund, Aktivitätszielen und Präferenzen.

Typische Symptome

  • Plötzlich einschießender Schmerz („Peitschenhieb“), teils hör‑/fühlbares Knacken.

  • Schwäche/Unfähigkeit, Zehenspitzenstand; reduzierte Plantarflexion.

  • Schwellung, Hämatom; tastbare Delle über der Sehne.

  • Positiver Thompson‑Test (keine Plantarflexion bei Wadenkompression), ggf. Matles‑Test positiv.

  • Explosive Belastungen (Sprint, Sprung, Richtungswechsel), abrupter Trainingsbeginn/‑steigerung.

  • Vorbestehende Tendinopathie/Degeneration, mangelnde Regeneration.

  • Medikamente: Fluorchinolone, (lokale/systemische) Kortikosteroide.

  • Alter 30–50, männliches Geschlecht (häufiger), frühere Ruptur der Gegenseite.

Ursachen und Risikofaktoren

  • Primär Anamnese und klinische Untersuchung (Thompson/Matles, Palpationslücke, Funktionsprüfung).

  • Ultraschall zur schnellen Bestätigung (Risslokalisation, Retraktion).

  • MRT bei unklarem Befund oder OP‑Planung.

  • Differenzialdiagnosen: Teilruptur, schwere Tendinopathie, Gastrocnemius-/Soleus‑Muskelfaserriss.

Diagnostik (inkl. Differenzialdiagnosen)

Therapie – evidenzbasiert

Ziele: Schmerzen senken, Heilung schützen, Belastbarkeit/Kraft aufbauen, sichere Rückkehr in Alltag/Arbeit/Sport; Selbstmanagement stärken.

    • Verstehen statt Schonung: Heilung braucht dosierte Belastung – nicht komplette Inaktivität.

    • Frühfunktionell je nach ärztlicher Freigabe: frühe Teil‑/Vollbelastung in Orthese, früh aktive/assistive Beweglichkeit in erlaubten Winkeln, frühzeitige isometrische Wadenaktivierung.

    • Belastungssteuerung (24‑hRegel): Dosis so wählen, dass Symptome bis zum Folgetag nicht deutlich zunehmen.

    • Alltag planen: kurze, häufige Gehstrecken; Schwellungsmanagement (Hochlagern, Kompression).

    • Gelenknahe Mobilität ober/unterhalb (Fuß/Zehen, Knie/Hüfte) früh erhalten.

    • Sprunggelenk‑ROM heilungsadaptiv und gemäß Orthesenstellung; Dehnung in Dorsalextension zunächst vermeiden.

    • Manuelle Maßnahmen/Taping kurzfristig zur Linderung – Wirkung wird durch Üben verstetigt.

    • Früh: isometrische Wadenaktivierung schmerzarm (z.B. in Orthese, in Plantarflexionswinkeln).

    • Aufbau: isotonische Kräftigung (plantarflexorisch) in zulässigen Winkeln → später exzentrisch/HSR im Stand.

    • Koordination/Propriozeption: Einbeinstand (progressiv, ggf. instabile Untergründe) - erst in sicherer Orthesenphase.

    • Rückkehr zu Sprung‑/Laufdrills erst bei voller schmerzfreier Lasttoleranz, Kraftsymmetrie und adäquater ROM.

    • Brace vs. Gips: Studien zeigen keinen Vorteil längerer Gipsruhigstellung gegenüber funktionellem Brace; Brace ist alltagstauglicher (UKSTAR).

    • Thromboseprophylaxe:Frühmobilisation allein senkt das DVT‑Risiko nicht zuverlässig; medikamentöse Prophylaxe wird ärztlich entschieden. Therapeutisch: Wadenpumpe, Beinachsengymnastik, frühe Alltagsaktivierung im erlaubten Rahmen.

    • Schmerzmedikation nach ärztlicher Vorgabe (Kurzzeit‑NSAR etc.).

    • Operation (offen/minimalinvasiv) kann frühes Kraftniveau in Teilbereichen fördern; Gesamtergebnisse sind bei moderner konservativer Therapie oft ähnlich.

    • Risiken: Wundheilungsstörung, Infektion, Suralis‑Irritation/Nervenschaden.

    • Individuelle Entscheidung nach Befund (z. B. starker Retraktion), Aktivitätszielen, Präferenzen.

    • Hochlagern, Kompression, Kälte/Wärme nach Vorliebe.

    • Gangschule mit Orthese und Hilfsmittel, kurze Belastungsintervalle über den Tag.

    • Versorgungsform: Hausbesuch, online oder vor Ort - entscheidend sind klare Anleitung, Feedback und Regelmäßigkeit

Selbsthilfe:
Heute und diese Woche

Heute:

Orthesen‑Trageplan beachten; 3-4x/Tag Wadenpumpe (ohne Schmerzprovokation), Hochlagern 2-3x/Tag 10-15 min; kurzer sicherer Gehgang nach ärztlicher Freigabe.

Diese Woche:

2–3 Therapie‑Einheiten (isometrische Wadenaktivierung, Fuß/Zehen‑Mobilität, Hüft‑/Kniekraft), tägliche kurze Gehintervalle; Schwellungs‑ & Hautpflege.

  • Re‑Ruptur (Risiko durch frühfunktionelle Protokolle bei adäquater Führung niedrig).

  • Wund‑/Infektprobleme (v. a. operativ), Suralis‑Nervenreizung.

  • Tiefe Venenthrombose (DVT) - Prophylaxe ärztlich, Wadenpumpe/Frühmobilität.

  • Persistentes Kraftdefizit, Sehnenverlängerung (insb. bei inadäquater Schutzphase/Überdehnung).

Mögliche Komplikationen

Meist gestellte Fragen

  • Nein. Mit modernen funktionellen Protokollen (Schiene/Walker, frühe Teil-Belastung, strukturierte Physiotherapie) sind Ergebnisse häufig vergleichbar. Eine OP wird v.a. bei großer Lücke, deutlicher Sehnenretraktion, offener/komplizierter Ruptur, verzögerter Vorstellung oder speziellen Leistungsanforderungen erwogen - Entscheidung gemeinsam mit dem Operateur.

  • Meist Fersenkeile im Walker/Orthese, frühe Teil-Belastung nach Plan, schrittweises Absenken der Keile und Ausbau der Beweglichkeit. Keine forcierte Dehnung in starke Dorsalextension. Warnzeichen für Thrombose (zunehmende Schwellung/Schmerz, einseitige Überwärmung) ärztlich klären.

  • Schreibtischarbeit häufig nach wenigen Wochen mit Orthese, körperlich fordernde Tätigkeiten später und stufenweise. Autofahren erst mit sicherer Vollbelastung/Kontrolle des rechten Fußes, ohne sedierende Schmerzmittel und nach ärztlicher Freigabe.

  • Kriterienbasiert statt kalenderbasiert: schmerzfrei belastbar, saubere einbeinige Fersenheben-Qualität und -Ausdauer, Wadenkraft annähernd symmetrisch, gute Sprung-/Landetechnik, Balance/Propriozeption und Laufdrills - erst danach progressive Sprints, Richtungswechsel und Sportkontakt.

  • Mäßige Schwellung und Wärme sind in den ersten Monaten häufig. Alarmsignale: akuter „Schnapp“-Moment mit Nachlassen der Abstoßkraft, starke Zunahme von Schmerz/Schwellung oder Fieber → ärztlich abklären.

  • Konsequentes, progressives Krafttraining der Wadenmuskulatur (z.B. heavy-slow-resistance), gute Technik bei Lauf-/Sprungaufgaben, Balance/Propriozeption, dosierte Steigerung von Tempo und Umfang, ausreichend Erholung und frühzeitiges Reduzieren bei Warnzeichen. Adhärenz zum Rehaplan ist entscheidend.

Kontakt aufnehmen
Weitere Diagnosen

Kontakt

Dimitrios Rallis – Physiotherapeut

Düsseldorf, Ruhrgebiet, Köln und Umgebung

info@physio-dr.de
(+49) 152 036 386 23

Oder schreiben Sie mir eine Nachricht bei WhatsApp.

Literatur

  1. Ochen Y, Beks RB, van Heijl M, Hietbrink F, Leenen LPH, van der Velde D, et al. Operative treatment versus nonoperative treatment of Achilles tendon ruptures: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2019;364:k5120. doi: 10.1136/bmj.k5120. PMID: 30617123; PMCID: PMC6322065.

  2. Willits K, Amendola A, Bryant D, Mohtadi NG, Giffin JR, Fowler P, et al. Operative versus nonoperative treatment of acute Achilles tendon ruptures: a multicenter randomized trial using accelerated functional rehabilitation. J Bone Joint Surg Am. 2010;92(17):2767-75. doi: 10.2106/JBJS.I.01401. PMID: 21037028.

  3. Lantto I, Heikkinen J, Flinkkila T, Ohtonen P, Siira P, Laine V, et al. A prospective randomized trial comparing surgical and nonsurgical treatments of acute Achilles tendon ruptures. Am J Sports Med. 2016;44(9):2406-14. doi: 10.1177/0363546516651060. PMID: 27307495.

  4. Barfod KW, Bencke J, Lauridsen HB, Ban I, Ebskov L, Troelsen A. Nonoperative dynamic treatment of acute Achilles tendon rupture: the influence of early weight-bearing on clinical outcome: a blinded, randomized controlled trial. J Bone Joint Surg Am. 2014;96(18):1497-503. doi: 10.2106/JBJS.M.01273. PMID: 25232073.

  5. Aufwerber S, Heijne A, Edman G, Gravare Silbernagel K, Ackermann PW. Early mobilization does not reduce the risk of deep venous thrombosis after Achilles tendon rupture: a randomized controlled trial. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc. 2020;28(1):312-19. doi: 10.1007/s00167-019-05767-x. PMID: 31679069; PMCID: PMC6971132.

  6. Myhrvold SB, Brouwer EF, Andresen TKM, Rydevik K, Amundsen M, Grun W, et al. Nonoperative or surgical treatment of acute Achilles tendon rupture. N Engl J Med. 2022;386(15):1409-20. doi: 10.1056/NEJMoa2108447. PMID: 35417636.

  7. Costa ML, Achten J, Marian IR, Dutton SJ, Lamb SE, Ollivere B, et al.; UKSTAR trial collaborators. Plaster cast versus functional brace for non-surgical treatment of Achilles tendon rupture (UKSTAR): a multicentre randomised controlled trial and economic evaluation. Lancet. 2020;395(10222):441-48. doi: 10.1016/S0140-6736(19)32942-3. PMCID: PMC7016510.

  8. Zellers JA, Christensen M, Kjaer IL, Rathleff MS, Silbernagel KG. Defining components of early functional rehabilitation for acute Achilles tendon rupture: a systematic review. Orthop J Sports Med. 2019;7(11):2325967119884071. doi: 10.1177/2325967119884071. PMCID: PMC6878623.

  9. American Orthopaedic Foot and Ankle Society (AOFAS). Management of acute Achilles tendon ruptures: position statement. Rosemont (IL): AOFAS; 2024 Nov 19 [zitiert 20 Aug 2025]. Verfügbar unter: https://www.aofas.org/docs/default-source/research-and-policy/position-statements/positionstatement_acuteachillesruptures_nov2024.pdf

    Letzte Aktualisierung: August 2025

*Die Inhalte dieser Seite sind nur zu Informationszwecken bestimmt und stellen keine individuelle medizinische Beratung dar; sie ersetzen keine Untersuchung, Diagnose oder Behandlung und begründen kein Behandlungsverhältnis. Bei Beschwerden wenden Sie sich bitte an Ärzt:innen oder qualifizierte Therapeut:innen, in Notfällen wählen Sie den Notruf 112.